
Betonbauteile aus regionalen Rohstoffen
Für die Produktion von Betonbauteilen werden überwiegend natürliche Rohstoffe wie Sand, Kies, Zement und Wasser verwendet. Diese stammen meist aus der Region. So liegt die durchschnittliche Transportentfernung für Steine und Erden laut Güterverkehrsstatistik bei gerade mal 51 km. Zum Vergleich: Im Durchschnitt aller Güter beträgt die Transportentfernung 128 km.

Durchschnittliche Transportentfernungen im deutschen Güterverkehr in km | © Faktencheck Holz – mineralische Baustoffe *
* Statist. Quelle: Berechnungen bbs auf der Grundlage von Destatis, Kraftfahrtbundesamt
In Deutschland wird die Folgenutzung der Gewinnungsflächen bereits im Genehmigungsverfahren festgelegt. In vielen Fällen bedeutet dies eine ökologische Aufwertung durch Renaturierung. Auch im laufenden Betrieb bieten viele Gewinnungsstätten Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Dafür setzt sich die Branche beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) ein, indem sie im Rahmen von Projekten wie ‚Natur auf Zeit‘ die Abbaugebiete ökologisch aufwertet. Mehr unter www.natur-auf-zeit.de

Renaturierung eines Sees als Lebensraum für den Kiebitz | © Strauch | BIV
Nachhaltig und recycelbar
Der Zusatz von Sekundärrohstoffen im Zement und Beton, die gute Recycelbarkeit von Beton sowie die mögliche Wiederverwendung ganzer Betonbauteile schonen darüber hinaus die natürlichen Ressourcen. Für die Bewehrung kommt heute in der Regel schon recycelter Betonstahl zur Anwendung, der seinerseits zu 100 % wieder vom Beton getrennt und recycelt werden kann, wenn ein Bauwerk nach vielen Jahrzehnten sein Lebensende erreicht hat.
Für die Schalung zur Herstellung der Betonbauteile gilt materialunabhängig: So oft verwenden, wie es möglich ist. Bei Schalungen aus Holz kommt hierzulande FSC-zertifiziertes Holz zum Einsatz. Die Verwendung von ökologisch abbaubarem Schalöl ist Standard.
Bauteiloptimierung
Ressourceneffizienz ist bei Betonbauteilen vor allem eine Frage der Planung. Ressourcenschonende Konzeptionen sparen Stahl und Zement im großen Stil ein: etwa, indem auf auskragende Bauteile und unnötig große Spannweiten verzichtet wird – obgleich letztere mit Betonfertigteilen leicht zu realisieren sind. Positiv wirken sich auch statische Mehrfeld-Systeme sowie durchlaufende und klare Tragstrukturen über die Geschosse aus.
- Statische Optimierung: Durch eine optimale Bemessung der Bauteile können Ressourcen wie Beton und Bewehrung eingespart werden.
- Herstellungstechnische Optimierung: Möglichst viele gleiche Bauteile und Bauteilquerschnitte reduzieren Produktionszeiten und Abfälle.
- Optimierte Betonrezepturen: Anforderungsspezifische Betonrezepturen können CO2 einsparen sowie die Widerstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Betons verbessern.

Herstellungsoptimierte Wandteile im Betonwerk RBW | © BIV
Flexibilität und Umnutzungsfähigkeit
- Flexible Wohn- und Nutzfläche entsteht durch die Planung stützenfreier Grundrisse. Diese bieten maximale Flexibilität. Innenräume können für verschiedene Nutzungsarten umgestaltet werden, ohne in die Gebäudesubstanz eingreifen zu müssen. Dies sorgt für einen langen Gebäudelebenszyklus. Die Möglichkeiten sind groß: Geschossdecken aus Betonfertigteilen können mit bis zu 20 m Spannweite hergestellt werden, Industriehallen mit Binderspannweiten bis zu 50 m.
- Tragreserven für spätere Nutzungsänderungen können bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Wird von vornherein mit höheren und ggf. dynamischen Verkehrslasten geplant, sind im Gebäudelebenszyklus verschiedene Nutzungen möglich. Auch eine spätere Aufstockungsmöglichkeit kann unter Berücksichtigung entsprechender Lasten eingeplant werden. Trennt man die Fassade von der Tragkonstruktion und verwendet lösbare Verbindungen, lassen sich Fassadenelemente im Erweiterungsfall demontieren und an anderer Stelle wieder montieren.

Spannbetonelemente im Betonwerk KETONIA | © BIV
Ressourceneffizienz bei der Gebäudebewirtschaftung
Der Baustoff Beton hat eine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Damit lässt sich aktiv Energie fürs Heizen und Kühlen einsparen.
Noch effizienter geht es mit der sogenannten Bauteilaktivierung: am besten in Kombination mit erneuerbaren Energien und dem Einsatz von Wärmepumpen. So lässt sich der Energieeinsatz fürs Heizen oder Kühlen erheblich reduzieren.
Lebenszyklusbetrachtung
Betontragwerke haben eine Lebensdauer von 100 Jahren und mehr. Ihr initial höherer CO2-Fußabdruck verteilt sich auf eine überdurchschnittlich lange Nutzungsphase. Hinzu kommt die unerreichte CO2-Effizienz im laufenden Betrieb durch einen geringen Energieeinsatz fürs Heizen und Kühlen.
Grundsätzlich gilt: Ein Bauwerk sollte hinsichtlich seiner Umweltauswirkungen als Ganzes und über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden. Beurteilungen einzelner Baustoffe und -produkte sagen wenig über die Nachhaltigkeit eines Bauwerks aus. Allerdings liefern produktspezifische Ökobilanzen (engl.: Life Cycle Assessment, LCA) wertvolle Informationen und können für die Entwicklung und Verbesserung von Produkten, für die strategische Planung, Kosteneinsparungen oder das betriebliche Umweltmanagement eingesetzt werden. Vor allem aber sind sie inhaltliche Grundlage für Umweltzertifizierungen und -kennzeichnungen.
Für Beton gibt es zu den verschiedenen Festigkeitsklassen Umweltproduktdeklarationen (EPD), die kostenfrei zum Download bereitstehen. Für die Ermittlung des CO2-Ausstoßes von Betonbauteilen ist der CO2-Rucksack des Bewehrungsstahls entsprechend hinzuzurechnen.

In Umweltproduktdeklarationen deklarierte Lebenszyklusphasen eines Bauwerks (aufgeschlüsselt in Module nach DIN EN 15804) | © Umweltinformationen für Bauprodukte von A. Becke und D. Krüger
Umweltinformationen für Bauprodukte unter: https://www.biv.bayern/bauen/verantwortung-fuer-die-umwelt
Fazit: Betonbauteile sind nachhaltiger als ihr Ruf
Den „nachhaltigen“ Baustoff an sich gibt es nicht. Die Fakten zeigen aber: Tragwerke aus ressourcenschonend geplanten Betonbauteilen sind über ihre gesamte Nutzungsdauer betrachtet um ein Vielfaches nachhaltiger und umweltfreundlicher als ihr Ruf.