Projekte | 16.09.2024

Wien reflektiert – mit hellem Betonpflaster

Grauweises und elfenbeinfarbenes Pflaster vermindern Hitzeentwicklung in der Stadt
Grauweises und elfenbeinfarbenes Pflaster vermindern Hitzeentwicklung in der Stadt | © Weissenböck Baustoffwerk
Unsere Städte werden heißer. Durch den Klimawandel heizen sich urbane Ballungsräume stärker auf als das Umland. Temperatur­unter­schiede von bis zu 10 Grad sind möglich. Eine Ursache sind die vielen versiegelten, Sonnenlicht absorbierenden Oberflächen. Was tun, lautet die Frage angesichts steigender Durchschnitts­temperaturen und längerer Hitzeperioden. Einen Teil der Antwort liefert der Gala-Bau – ein Beispiel aus Wien.
Text: Waltraud Schmitt, Weissenböck Baustoffwerk

Dunkler Asphalt und schwarzer Granit: Die Oberflächen von Plätzen, Straßen und Wegen sind vielerorts wahre Wärmefänger und mitverantwortlich für den sogenannten Hitzeinsel-Effekt. Die dunklen Verkehrsflächen heizen sich in der Sonne besonders stark auf. Vereinzelt und an manchen Tagen sogar schon so sehr, dass der Asphalt weich wird. Das dafür verantwortliche physikalische Prinzip hat wohl jeder Mensch schon mal am eigenen Leib gespürt, der im Sommer schwarz bekleidet in der Sonne stand. Die dunkle Kleidung heizt sich unangenehm auf, helle Farben sind dagegen wesentlich angenehmer zu tragen und bleiben kühler.

Der Temperaturunterschied? Kann mehr als 13 Grad ausmachen!

Farbe und Beschaffenheit entscheiden also maßgeblich darüber, wie stark Sonnenstrahlen von einer Oberfläche absorbiert bzw. reflektiert werden. Das gilt auch für Verkehrsflächen, sie machen in unseren Städten rund zehn Prozent der urbanen Gesamt­oberfläche aus. Sind die Verkehrs­flächen schwarz oder dunkel, nehmen sie die Wärme­strahlung der Sonne intensiv auf und reflektieren nur einen geringen Anteil davon. Bei hellen Flächen ist das anders: Helle Pflaster­steine und Gehweg­platten aus der Beton­vor­fertigung reflek­tieren einen Großteil der Sonnen­strahlung und heizen sich weniger stark auf.

Wie groß der Effekt sein kann, zeigen aktuelle Messungen des solaren Reflexionsindexes (SRI), die im Auftrag der österreichischen Weissenböck Baustoffwerk durchgeführt wurden – das Unternehmen ist Teil der Rohrdorfer Gruppe aus Bayern. Zum Verständnis: Der SRI-Wert ist die relative Temperatur einer Oberfläche in Bezug auf eine weiße Standardoberfläche (SRI = 100) und eine schwarze Standardoberfläche (SRI = 0) unter festgelegten Bedingungen. Für die Weissenböck Baustoffwerk wurden die Messungen an vier Scalina Platten in unterschiedlichen Farbtönen durchgeführt: Perlmutt, Hellgrau, Anthrazit und Camel (Beige).

Gemessen wurde kontinuierlich im Abstand von einer Stunde über einen Zeitraum von neun Stunden unter direkter Sonnen­einstrahlung. Die Temperaturen wurden mithilfe eines laser­gesteuerten Oberflächen­thermo­meters ermittelt. Die Ergebnisse: Nachweisbar waren Temperaturen bis 60 °C. Zur Mittagszeit war die Ober­­flächen­­temperatur des hellen Perlmutt-Platten­belags (44,4 °C) bei einer Lufttemperatur von 29,4 °C um ganze 13,6 °C niedriger als die des dunklen Anthrazit-Platten­belags (58 °C).

Plattentemperaturen bei direkter Sonneneinstrahlung

Plattentemperaturen bei direkter Sonneneinstrahlung | © Weissenböck Baustoffwerk

Hell und entsiegelt – die optimale Kombination

Gut zu wissen: Der SRI-Wert hängt nicht allein vom Reflexionsgrad ab, sondern auch vom thermischen Emissionsgrad, den eine Oberfläche aufweist. Raue Oberflächen haben einen höheren Emissionsgrad als glatte, sie geben die aufgenommene Wärme schneller wieder ab. Diese Erkenntnisse belegen: Schon durch die Baustoffauswahl können in der Stadt nachhaltig angenehmere Umgebungstemperaturen erreicht werden.

Vorproduzierte Bodenbelagsprodukte aus Beton erweisen sich diesbezüglich als besonders vorteilhaft. Das hat beispielsweise auch die Stadt Wien erkannt. Seit einigen Jahren werden in Österreichs Hauptstadt ganze Straßenzüge mit hellen Belagselementen aus Beton gestaltet – zum Wohle der Menschen und mit spürbar positiven Effekten im Kampf gegen urbane Hitzeinseln.

Zumal Wien die Reflexionswirkung heller Verkehrsflächen vielerorts mit konsequenter Bodenentsiegelung kombiniert. Auch dafür kommen Belagelemente aus der Betonvorfertigung zum Einsatz. Diese sorgen beispielsweise auf Parkflächen für einen stabilen Untergrund, sind durchlässig für Regenwasser und bieten Lebensraum für Gräser und andere Pionierpflanzen.

Granithelles Pflaster sorgt dafür, Hitzeinseln zu reduzieren

Granithelles Pflaster sorgt dafür, Hitzeinseln zu reduzieren | © Weissenböck Baustoffwerk

Wissenstipp für Städtebauer und Landschaftsarchitekten

Bereits 2014 hat in Deutschland der Betonverband Straße, Landschaft, Garten (SLG) 16 typische Betonsteinoberflächen mit verschiedenen Farben und Texturen hinsichtlich ihres SRI-Wertes untersuchen lassen. Die Ergebnisse sind eine wertvolle Arbeitshilfe für Stadtplaner und Landschaftsarchitekten. Der SLG stellt sie als Download zur Verfügung.

Mehr erfahren Interessenten unter www.betonstein.org

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